Die CDU schickt für die nächste Bürgermeisterwahl einen eigenen Kandidaten ins Rennen. Der gebürtige Iraner und Architekt Borzoo Afshar (43) aus Löhne wird somit im September 2020 gegen den Amtsinhaber Bernd Poggemöller (SPD), der seine erneute Kandidatur bereits angekündigt hatte, antreten. Bei der Wahl 2015 hatte sich Poggemöller klar gegen die damalige CDU-Kandidatin Ricarda Hoffmann durchsetzen können.
Borzoo Afshar ist in Löhne kein Unbekannter. Bevor er sich Anfang des Jahres mit einem Büro für Architektur und Design in Bielefeld selbstständig machte, war er einige Zeit für das Löhner Architekturbüro Podufal-Wiehofsky Generalplanung tätig. Seit etwa zwei Jahren engagiert sich Borzoo Afshar in der CDU, seit Februar 2018 gehört er der Fraktion an. Zudem ist er sachkundiger Bürger im Bauausschuss sowie Mitglied im Migrationsbeirat. Nominiert hatte die CDU Löhne ihn bereits am 26. März in der Vorsitzendenkonferenz, wie der Stadtverbandsvorsitzende Florian Dowe gestern mitteilte. Ebenfalls gestern waren auch die Parteimitglieder informiert worden. »Mit Borzoo Afshar hat die CDU Löhne einen Bürgermeisterkandidaten in den eigenen Reihen gefunden, der die Ideale unserer Partei besser nicht vertreten könnte: wertkonservativ, wirtschaftsfreundlich, bürgernah und ein Paradebeispiel für gelungene Integration«, beschreibt Dowe seinen Fraktionskollegen. »Als erfahrener Architekt sitzt er für die Löhner Christdemokraten als sachkundiger Bürger im Bauausschuss. Und auch im Migrationsbeirat könnte niemand besser als Borzoo Afshar die Interessen unserer Fraktion vertreten«, meint Florian Dowe. Bereits im Dezember 2018 hatte er Borzoo Afshar auf eine mögliche Kandidatur angesprochen. Respekt vor der Position Dieser war dann zunächst etwas sprachlos. »Ich habe zwar die Zeit dafür, aber es hat etwas mit dem Respekt der Position des Bürgermeisters gegenüber zu tun. Das ist die Position, der Kopf, das Gesicht der Stadt, die verwaltet werden soll. Das ist schon respekteinflößend«, sagt Afshar. Den amtierenden Bürgermeister Bernd Poggemöller (SPD) habe er während dessen Wahlkampf kennengelernt. »Er hat damals vor unserer Tür gestanden. Wir haben uns länger unterhalten. Er ist charismatisch, ich mag und schätze ihn.« Mit seiner Familie war Borzoo Afshar 1987 aus dem Iran nach Deutschland gekommen. »Meine Eltern sind eher nationalistisch und nicht revolutionär. Wir Kinder sind nach den drei alt-persischen Grundsätzen erzogen worden: gut reden, gut denken, gut handeln«, sagt Afshar, der eine Schwester, sie ist Juristin, und einen Bruder, der Arzt an der MHH in Hannover ist, hat. »Meinen Eltern war Bildung wichtig. Darum sind wir in Deutschland geblieben und nicht wie ein Teil der Familie nach Amerika gezogen. Meiner Mutter war es wichtig, dass wir Hochdeutsch lernten. Deshalb blieben wir in der Nähe von Hannover in Neustadt am Rübenberge.« Doppelte Staatsbürgerschaft Schon in seiner Familie sei Borzoo Afshar politisch eingebunden gewesen. »Mein Vater hat immer offen geredet und diskutiert.« Zunächst sei er den Sozialdemokraten zugeneigt gewesen. »Das hat sehr viel damit zu tun, dass ich einen deutschen Pass habe«, sagt der 43-Jährige mit doppelter Staatsbürgerschaft. Das habe sich vor etwa zehn Jahren geändert. »Ich habe mir die Frage gestellt, wie viel Sozialismus vertragen wir? Da fühlte ich mich bei der CDU besser aufgehoben«, sagt er. »Ich merkte immer mehr, wenn ich etwas machen will, dann muss ich das machen und nicht nur reden, zuhause sitzen und meckern«, begründet Afshar sein politisches Engagement. Den »Startschuss« habe die Auftaktveranstaltung zum Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzept (ISEK) gegeben. Zunächst hatte Borzoo Afshar Architektur und Design in Stuttgart und Hannover studiert und arbeitete nach seinem Abschluss von 2004 bis 2011 für ein englisches Architekturbüro in Dubai. »Dort hatte ich einen guten Stand mit den deutschen Tugenden. Ich bin pünktlich und akribisch.« Hinzu kam seine Mentalität bedingt durch sein Geburtsland. Er habe aber auch die Werte seiner neuen Heimat Deutschland schätzen gelernt und sie übernommen. 2011 kam er zurück nach Hannover, wo er bis 2014 blieb. Durch seinen Bruder hatte er seine Frau Annemarie (33) kennengelernt, die Ärztin in Hannover ist. »2014 haben wir in Bad Oeynhausen geheiratet. Unser Ziel war es immer, unsere Familien gut versorgt zu wissen.« So kauften die beiden ein Haus in Löhne, in das auch Borzoo Afshars Schwiegereltern aus Eidinghausen einzogen. »Wir sind hier toll aufgenommen worden«, betont er. Für Afshar bedeutet die Nominierung die Chance, etwas zu bewirken. Kümmern wolle er sich unter anderem um die öffentlichen Gebäude wie Schulen und Hallenbäder, um bessere Verkehrsanbindungen und um Inte¬gration. Bezüglich des letzten Punktes betont Afshar, dass er die Leute an die Hand nehmen wolle und den hier lebenden Ausländern bewusst machen wolle, dass die hier geltenden Werte gut sind. »Man muss mit den Menschen sprechen.« Das sagt der Amtsinhaber Mit einer Nominierung habe er erst vor der Sommerpause gerechnet, sagt Bürgermeister Bernd Poggemöller auf Anfrage. »Da ich Borzoo Afshar kenne, sehe ich dem Wahlkampf positiv entgegen. Wir führten während des Türwahlkampfes ein längeres Gespräch. Die Lebensgeschichte fand ich ganz interessant und was ihn bewogen hatte, sich in Löhne niederzulassen.« Er sehe in Afshar einen respektablen Kontrahenten. »Das spornt ja auch irgendwie an«, meint der Amtsinhaber. Quelle: Westfalen-Blatt Löhne, 03.04.2019, Sonja Gruhn